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29. August 2019

ITU Grand Final Lausanne

Bild zum ITU Grand Final Lausanne

Nachdem am Ende meines 5-wöchigen Höhentrainingslagers meine Wadenverletzung vom Frühjahr 2019 wieder aufgeflackert ist, musste ich auf den geplanten Start am National League Rennen von Nyon verzichten. Es galt, alle Kräfte zu mobilisieren, um für die Heim-WM in Lausanne (29. August/1. September 2019) die Situation in der Wade wieder soweit beruhigt zu haben, dass ein Start möglich und sinnvoll wird. Dank einer grossartigen Unterstützung im medizinischen Bereich war mein Körper "just in time" für das ITU Grand Final in Lausanne wieder voll belastbar in der Laufdisziplin. Da ich mich im Frühjahr entschieden habe, dass das mein letztes Grand Final als Age-Group-Triathletin sein wird (und vielleicht die letzte Kurzdistanz-WM, die ich je bestreiten werde...?), wagte ich noch einmal das Vorhaben eines Doppelstarts. Am Samstagmorgen, 29. August, startete ich über die triathletische Sprintdistanz und am kommenden Tag über die olympische Distanz. Es war das erste Mal, an dem ich 2 Wettkämpfe innerhalb von 24 Stunden absolvierte, wovon einer noch über die olympische Distanz führte. Entsprechend wusste ich nicht, was ich insbesondere im zweiten Wettkampf vom Sonntagmorgen von mir an Leistung noch erwarten durfte. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang also... Ich hatte Glück - riesengrosses Glück sogar. Denn die Kalkulation, genau an diesem Wochenende so fit zu sein wie ich es sein konnte, ging punktgenau auf: Im Wettkampf über die Sprintdistanz gelang es mir zum ersten Mal, mit der Spitzengruppe aus dem Wasser zu steigen. Auf der coupierten und technisch anspruchsvollen Radstrecke konnte ich meine Konkurrenz deutlich distanzieren und mich gar auf den 1. Gesamtrang hervor arbeiten. Ein passabler 5km-Lauf zum Abschluss dieses Rennens liess mich auf dieser Position bleiben, sodass ich die Weltmeisterschaft im Sprint-Triathlon nicht nur in meiner Alterskategorie (F 35-59), sondern gar Overall (Sieg über alle Alterskategorien bei den Damen) gewinnen konnte. Die Freude über das errungene WM-Gold auf heimischem Boden war riesig, das Wissen über den Overall-Sieg noch das "Tüpfli aufs i". Keine 24 Stunden später galt es, den Fokus nochmals zu finden und mich für den Wettkampf über die olympische Distanz (die doppelte Distanz eines Sprint-Triathlons) warm zu laufen. Eine gewisse Müdigkeit vom Vortag war zweifelsohne zu spüren - dennoch entschied ich mich bewusst dafür, auch heute noch einmal mein Bestes zu geben. Schliesslich wird es mit grosser Wahrscheinlichkeit für eine Weile mein letzter Auftritt an einer Weltmeisterschaft sein... Der Start auf die 1.5km lange Schwimmstrecke im etwas welligen Genfersee verlief gut, leider verlor ich etwa in der Mitte der Strecke die Führungsgruppe. Weiter ging es in der ersten Verfolgergruppe, mit der ich aus dem Wasser stieg. Überhaupt keinen Überblick über meine Position im Rennen habend, ging ich auf der Rad- und Laufstrecke permanent davon aus, dass sich noch Konkurrentinnen vor mir befinden, die es einzuholen galt. So kitzelte ich während rund 2 Stunden wirklich alles aus mir heraus, was irgendwie noch vorhanden war in der Hoffnung, mir einen zweiten Podestplatz zu ergattern. Auf der Zielgeraden erfuhr ich, dass ich gerade im Begriff war, meine Alterskategorie erneut zu gewinnen und mir eine zweite goldene WM-Medaille zu sichern. WoW - 2mal WM-Gold innerhalb von 24 Stunden an der lang ersehnten Heim-WM - was für ein Gefühl! Ich war hin und weg und konnte mein Glück kaum fassen. Es brauchte einige Tage, bis ich wirklich realisierte, was sich da an diesem letzten Augustwochenende in Lausanne wirklich abgespielt hatte... Einen schöneren und berührenderen Abschluss meiner 7-jährigen Zeit als internationale Age-Group-Triathletin hätte es nicht geben können. Ich werde dieses Wochenende und den Weg bis dahin für immer in meinem Herzen tragen und stets mit einem zufriedenen Lächeln darauf zurückblicken. Allen Kräften, die mich in den vergangenen Jahren dabei unterstützt haben, meinen sportlichen Weg zu gehen und das scheinbar Unmögliche möglich zu machen, gebührt mein grosser Dank. Ich weiss nicht, ob das ohne euch möglich gewesen wäre...