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15. Januar 2023

Comeback nach Corona

Bild zum Comeback nach Corona

Gross waren meine triathlonsportlichen Ziele nach dem 2-fachen Age-Group-WM-Gold in Lausanne im August 2019. In den darauf folgenden 2 Monaten nahm ich dann auch erstmalig an 3 Wettkämpfen des Europacups teil, was mir sichtlich Spass machte. Der weitere Weg schien für mich klar zu sein: Ich wollte über den Winter 2019/2020 Einiges in die Schwimm- und Laufdisziplin investieren, um im Jahr 2020 bestmöglich vorbereitet an weiteren Wettkämpfen des Europacups, sowie an Wettkämpfen der nationalen Elite-Liga teilzunehmen. Mein Alltag, bestehend aus einer Teilzeit-Tätigkeit als Sportlehrerin, war optimal auf dieses Vorhaben abgestimmt, sodass es nur noch um die Umsetzung des Planes ging. Und dann kam Corona. Inmitten meines intensivierten schwimmsportlichen Trainings wurden die Hallenbäder für mehrere Monate geschlossen. Die gesamte Wettkampfsaison 2020 wurde im Frühjahr abgesagt. Nach einem kurzen Aufatmen über den Sommer 2020 wiederholte sich das Spiel im Winter 2020/2021. Zum zweiten Mal wurde mir der Zugang zu den Hallenbädern über mehrere Monate verwehrt und im Frühjahr 2021 wurde erneut die Mehrzahl der geplanten Wettkämpfe abgesagt. Meine Trainingsmotivation schwand sichtlich und allmählich fürchtete ich, dass mir "die Zeit davonläuft" was meine triathlonsportlichen Elite-Pläne betraf. Gleichzeitig veranlasste mich der länger dauernde Lockdown und die damit einhergehende soziale Isolation, einmal über mich und mein Dasein nachzudenken. In diesen Stunden der inneren Einkehr meldete sich allmählich eine innere Stimme, die mir zuflüsterte, dass ich vermutlich nicht glücklich würde, die kommenden 30 Berufsjahre ausschliesslich in der Sporthalle zu verbringen. Nach 10 Jahren der ausschliesslichen Körperarbeit (auf der einen Seite als Sportlehrerin mit meinen Schülern, auf der anderen Seite als Triathletin) empfand ich allmählich das Bedürfnis, mich wieder einmal kognitiv zu fordern. Nach einigen Wochen des Überlegens entschied ich mich dafür, mich an die Aufnahmeprüfung des Medizinstudiums zu wagen und zu schauen, wie ich darin abschneiden würde. Es half mir sehr, während meiner unfreiwilligen Sportpause ein neues Ziel und damit auch wieder eine geordnete Tagesstruktur zu haben. Zum Erstaunen meiner selbst - verlief der Testtag aus meiner Sicht nicht optimal - erhielt ich im August '22 den Bescheid, dass ich einen Studienplatz an der medizinischen Fakultät der Universität Fribourg erhalten hätte. Trotz grosser Unsicherheiten, was es für mich und meinen Alltag bedeuten würde, dieses Hochschulstudium aufzunehmen, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mich Mitte September 2022 nach Fribourg zu begeben und mich ohne konkrete Vorstellungen und Erwartungen auf das Vorhaben Medizinstudium einzulassen. Die ersten Monate als Medizinstudentin verliefen etwas chaotisch, da ich mich auf einen komplett neuen Rhythmus einstellen musste. Ich war es nicht mehr gewohnt, stundenlang auf einem Stuhl zu sitzen und Lernstoff zu verarbeiten. Gleichzeitig bemerkte ich schon nach wenigen Wochen positive Effekte auf mein Training: Entgegen den Vorjahren, in denen ich mich berufsbedingt zwischen meinen Trainings auch viel bewegt hatte, wusste ich die körperliche Bewegung als Ausgleich zum vielen Sitzen auf einmal sehr zu schätzen. Da ich mich nun körperlich zwischen den Trainings deutlich besser erholen konnte, liessen unerwartete Formfortschritte nicht lange auf sich warten. So stellte ich im Frühjahr 2023 mit Freude und Erstaunen fest, dass ich - trotz Studienbelastung und deutlich reduziertem Trainingsvolumen - wieder an meinen Bestzeiten aus den Jahren 2019/2020 dran bin. Das veranlasste mich, für den Sommer 2023 wieder ambitionierte Wettkampfpläne zu schmieden und zu prüfen, ob es für meine einst geschmiedeten Elite-Pläne vielleicht doch noch nicht zu spät ist...